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Tiefpunkt 850 m Hochpunkt 2.504 m Aufstieg 2.850 m Abstieg 2.850 m

Vordere Bockkar-Scharte Abstieg von der Bockkarscharte Hüttenabend im Waltenberger Haus Rappenseehütte (Bild ist aber vom Sommer)
 
Tourenverlauf
03.10.2002
Oberstdorf/Skiflugschanze (850 m) > Oberauhütte (1.005 m) > Kemptner Hütte (1.844 m)
04.10.2002
Obere Mädelejoch (1.974 m) > Bockkarscharte (2.504 m) > Waltenberger Haus (2.084 m)
05.10.2002
Einödsbach (1.115 m) > Enzianhütte (1.779 m) > Rappenseehütte (2.091 m)
06.10.2002
Enzianhütte (1.779 m) > Breitengernalpe (1.156 m) > Birgsau (956 m) > Oberstdorf (850 m)
Tourenbericht
Zum Abschluss der Wandersaison 2002 hatte ich mir vorgenommen das lange Feiertagswochenende um den 3.Oktober noch für ein paar kleine Gipfelbesteigungen im Allgäu zu nutzen. Carsten hatte so etwas ähnliches als Hüttentour vor, so dass für eine gemeinsame Tour nix mehr im Wege stand. Bis auf das Wetter natürlich. Da ich zehn Tage vorher schon einmal beruflich im Allgäu war, hatte ich nämlich im Tal den ersten Schnee des Jahres erlebt. Und das Mitte September!!! Aber die Panoramakameras des Bayrischen Rundfunks zeigten dass der Schnee eine Woche später schon wieder etwas zurückgegangen war und der Wetterbericht sagte kein besonderes schönes, aber stabiles Wetter voraus.

Und so zogen wir kurz entschlossen los um uns in die langen Blechlawinen Richtung Süden einzureihen, denn auch der Rest der deutschen Bevölkerung nutzte das verlängerte Wochenende (ich glaube die wollten auch alle ins Allgäu). Auf der langen Fahrt hatten wir wenigstens noch einmal Zeit den AV-Führer und die Karte zu wälzen um uns eine auf die Witterungsbedienung zugeschnittene Tour herauszusuchen. Wir einigten uns dann auf den folgenden Rundweg: Skiflugschanze > Spielmannsau > Kemptner Hütte > evt. großer Krottenkopf > Heilbronner Weg > evt. Mädelegabel > Waltenberger Haus > Steinschartenkopf > evt. Hohes Licht > Rappenseehütte > Skiflugschanze (vorbehaltlich Wetter- und Schneebedingungen). Und so kamen wir nach acht Stunden Fahrt in Oberstdorf an.

Also, schnell einen kostenlosen Parkplatz gesucht, Bergschuhe an, Rucksack auf und ab geht's. Erst einmal auf flachen Wegen nach Spielmannsau (beliebtes Wanderziel für Turnschuhtouristen) weiter an der Oberauhütte vorbei, dann leicht aufsteigend zum Knie und weiter links abbiegend am Sperrbach entlang den Sperrbachtobel hinauf. Hier mussten wir schon die ersten geschlossenen Schneefelder und -hänge überqueren. Alles gespurt, kein Problem. Da es Anfang Oktober gegen 18:00 Uhr schon dunkel wird, mussten wir uns ein wenig sputen. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichen wir unser Etappenziel die Kemptner Hütte. Von da aus sahen wir das was wir erwartet hatten: Eine geschlossene Schneedecke in Richtung Mädelejoch. Aber darüber machten wir uns an diesem Abend noch keine Gedanken, sondern ließen diesen langen Tag bei einem (zwei, drei, vier......) lecker Bierchen ausklingen.

Am nächsten Morgen brachen wir voller Elan in Richtung Heilbronner Weg auf und hofften dass der gesamte Weg gespurt ist. Das Wetter war Anfangs noch Teilsteils. Kaum am Mädelejoch angekommen sah man dass der Schnee ausschließlich auf der deutschen (nördlichen) Seite liegen geblieben war. Da der Heilbronner Weg  aber größtenteils auf der südlichen Seite (Österreich) verläuft war das Thema Schnee vorerst vergessen. Den Krottenkopf schenkten wir uns und so ging es um die Felsruine des Kratzer weiter entlang der Schwarzmilzschafalpe bis zum Abzweig der Mädelegabel. Von hier wollte ich eigentlich über den Ostgrat den Gipfel ersteigen, aber da die Markierungen unter einer durchgängigen Schneeschicht verborgen waren, ließ ich von diesem Wagnis ab. Wir überschritten den einzigen Gletscher des Allgäus, den Schwarzmilzferner, und stiegen zur Bockkarscharte hinauf. Dort kamen uns dann die ersten und einzigen Wanderer an diesem Tag entgegen. Der Rest traute sich wohl nicht aus den Hütten heraus.

Bei dem Blick hinab zum Waltenberger Haus wurde es uns auf einmal ganz mulmig, denn der Abstieg über das total zugeschneite steile vordere Bockkar sah nun nicht gerade wie eine Genusswanderung aus. Das Wetter zog sich zudem auch immer weiter zu und die ersten Schneeflocken wehten durch die Luft. "Augen zu und durch" war deshalb die Devise. Der Schnee war zum Glück recht griffig, so dass es doch einigermaßen gut zu steigen war. An der Hütte angekommen wurden wir sofort von dem urigen Hüttenwirt empfangen, der uns auch gleich die Schlafstätten für die Nacht in der recht gemütlichen Herberge zuwies. Am Abend, nach Bekanntgabe des Wetterberichtes für den folgenden Tag, empfahl uns der Wirt nicht über den Steinschartenkopf zur Rappenseehütte zu gehen, da das hintere Bockkar genau so zugeschneit war wie das vordere und der Abstieg über die große Steinscharte unmöglich sei. Wir hören natürlich auf dessen Ratschläge und genossen unseren weiteren Hüttenaufenthalt (nur neun Besucher) wie sich das gehört mit ein paar Halben.

Am Samstag starten wir erst einmal bergab über das Schneeloch ins Tal nach Einödsbach. Da wir aber noch nicht nach Hause fahren wollen und das Wetter recht vertrauensselig aussah, stiegen wir also über die Petersalpe und Enzianhütte zur Rappenseehütte hinauf. Menschenmassen von irgendwelchen Kegelvereinen und sonstigen Hobbysaufgruppen kamen uns da, mit Bierbüchsen bewaffnet und rotz besoffen, entgegen. Da der Weg im unteren Bereich ziemlich schlammig und rutschig war ging es bei uns nur sehr langsam voran. Weiter oben versperrten dann einige abgegangene Lawinen den Weg, so dass wir uns erst mühsam einen halbwegs sicheren Weg suchen mussten. Nach drei Stunden Aufstieg erreichten wir dann die Hütte die zum Glück nur zur hälfte belegt war. Und das größtenteils mit Einheimischen, die den diesjährigen Hüttenabschluss feierten, so dass es dann auch noch einen gemütlichen Hüttenabend gab.

Am Sonntag dann der Schock. 30 cm Neuschnee. Und es wehte immer weiter. Keiner traute sich die Hütte zu verlassen. Da wir aber noch einige Kilometer mit dem Auto vor uns hatten mussten wir wohl oder übel den Anfang machen. Dick eingehüllt und mit der Zuversicht dass es weiter unten nicht ganz so schlimm ist machten wir uns auf dem Weg. Kaum 500 m tiefer wurde aus dem Schnee dann Regen was die Sache aber nicht besser machte. Es schüttete wie aus Kannen. Und wir mussten noch durch das Stillachtal bis zum Auto zurück. Dort angekommen ging es dann Richtung Heimat was natürlich zur Folge hatte, dass die Blechlawinen jetzt nach Norden unterwegs waren. Und wir mittendrin statt nur dabei.

Fazit
Appetit, um den Heilbronner Höhenweg demnächst gesamt zu gehen, habe ich mir geholt
Allgemeine Bewertung
bei diesen Verhältnissen manchmal heikel, im Sommer recht einfach zu gehen
Hütten Information
Kemptner Hütte
AV-Hütte; Bett 7,50 €; Bier 6,- €/L
Waltenberger Haus
AV-Hütte; Bett 7,50 €; Bier 6,- €/L; total urig
Rappenseehütte
AV-Hütte; Bett 7,50 €; Bier 6,- €/L