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Tiefpunkt 1.850 m Hochpunkt 3.554 m Aufstieg 7.300 m Abstieg 7.300 m

Schaubachhütte mit Ortler Rückblick zur Casatihütte Aufstieg durchs Zaytal zur Düsseldorfer Hütte Düsseldorfer Hütte mit Ortler Klettersteig zur Tschenglser Hochwand Am Zayjoch mit Blick zum Schafberg Auf dem Schafberg mit Blick zur Tschenglser Hochwand
 
Tourenverlauf
09.07.2005
Sulden, Seilbahnstation (1.911 m) > Schaubachhütte (2.581 m)
10.07.2005
Madritschjoch (3.123 m) > Hintere Schöntaufspitze (3.325 m) > Madritschjoch (3.123 m) > Madritschspitze (3.265 m) > Madritschjoch (3.123 m) > Madritschhütte (2.817 m) > Schaubachhütte (2.581 m)
11.07.2005
Suldenferner > Eisseepass (3.141 m) > Casatihütte (3.254 m)
12.07.2005
Eisseepass (3.141 m) > Eisseespitze (3.243 m) > Eisseepass (3.141 m) > Suldenferner > Schaubachhütte (2.581 m)
13.07.2005
Sulden, Seilbahnstation (1.911 m); Sulden, Ort (1.850 m) > Düsseldorfer Hütte (2.721 m)
14.07.2005
Abzweig T.Hochwand (2.886 m) > Tschenglser Hochwand (3.375 m) > Abzweig T.Hochwand (2.886 m) > Zayjoch (3.224 m) > Schafberg (3.306 m) > Zayjoch (3.224 m) > Kleine Angelusspitze (3.318 m) > Düsseldorfer Hütte (2.721 m)
15.07.2005
Sulden, Ort (1.850 m)
Fortführung
17.08.2005
Sulden, Ort (1.850 m) > Düsseldorfer Hütte (2.721 m)
18.08.2005
Reinstadler Route > Hoher Angelus (3.521 m) > Angelusscharte (3.337 m) > Laaserferner (3.200 m) > Rosimjoch (3.288 m) > Vertainspitze (3.554 m) > Rosimjoch (3.288 m) > Laaserferner (3.200 m) > Angelusscharte (3.337 m) > Düsseldorfer Hütte (2.721 m)
19.08.2005
Sulden, Ort (1.850 m)
Tourenbericht
Meine erste Hochtour in diesem Jahr verschlug mich nach langem Hin und Her mal wieder nach Südtirol, genauer in die Ortleralpen. Begleiter war mein Bergfreund Hans, mit dem ich nach ein paar leichten „Eingehdreitausendern“ dann als Höhepunkt den Monte Cevedale (3.778 m) und die Zufallspitze (3.757 m) besteigen wollte. Aber es kam wie immer erst einmal ganz anders. Schon vor der Abfahrt in der Heimat sprach der Wetterbericht über unser Zielgebiet nix Gutes. Trotzdem, bevor man seine wenigen Urlaubstage zu Hause verplempert, machten wir uns auf die knapp 650 Kilometer lange Reise. Im schönen Vinschgau angekommen, trübte sich der Himmel über dem Ortler schon ganz schön ein, und bei der Weiterfahrt hinauf nach Sulden fing es dann auch schon leicht an zu nieseln. Startpunkt unserer Tour war der Parkplatz an der Seilbahnstation, die am Talschluss von Sulden liegt. Für diesen Tag galt es dann, nur noch einen kleinen Höhenunterschied von 670 m hinauf bis zur Schaubachhütte zu absolvieren, die ich in lockeren 60 Minuten schaffte. Mein Begleiter schonte seine Kräfte und nahm die angebotenen technischen Hilfsmittel zur Hütte in Anspruch. Es geht über einen kleinen Pfad am Ende des Parkplatzes hinauf bis oberhalb der Mittelstation der Seilbahn und dann über einen Fahrweg bis zur Hütte. Oben angekommen, schüttete es aus allen Kannen und ab der 3.000-er Grenze gab’s reichlich Neuschnee. Aber das haben wir ja gewusst…

Der nächste Morgen sah dann schon wieder etwas besser aus, denn der bewölkte Himmel ließ auch ab und zu mal die Sonne durchblicken. Um 8:30 Uhr machten wir uns auf den Weg, der uns wie geplant erst einmal zum Madritschjoch (1:00 h) führen sollte. Der Aufstieg dorthin war weniger sehenswert, denn es ging fast weglos über plattgewalztes Gelände - sprich Skigebiet - mäßig bergauf. Oben angekommen, entschieden wir uns, zuerst den leichteren Aufstieg zur Hinteren Schöntaufspitze (35 min) zu gehen. Als Erste an diesem Tag lag die Wegfindung und Spurarbeit bei diesem Neuschnee natürlich bei uns. Unschwierig ging es über den Südrücken erst zum ausgeprägten Kamm, der dann allmählich in einen breiten Rücken und eine weiträumige Gipfelfläche übergeht. Da die Sicht gleich Null war, ging es nach kurzer Rast auf gleichem Weg wieder hinab zum Joch (25 min). Trotz schlechter werdenden Wetters ging es von dort zum nächsten geplanten Tagesziel, der Mardritschspitze, die laut Führer in einer ¾ Std. über den Nordgrat zu erreichen sein sollte. Bei diesen Bedingungen aber nicht zu schaffen. Anfangs musste z.B. der erste Turm, weiträumig und mit Abstieg verbunden, umgangen werden. Die schlechte Sicht machte die Wegfindung zu einem Glücksspiel und auch die Kletterstellen (II) waren, bei dem jetzt schon einsetzenden Schneefall, nur mühselig zu meistern. Nach 1:45 Std. standen wir dann endlich auf dem Gipfel. In meiner gesamten Erinnerung ist mir nix bekannt, dass ich für 140 Hm mal so lange benötigt hätte. Und auch der Abstieg wird wohl bei mir mit 1:55 Std. in die Geschichte eingehen. Egal, wir haben „drei Kreuze gemacht“, als wir endlich wieder am Madritschjoch waren und nur noch gemütlich zur Schaubachhütte absteigen mussten. Ziemlich durchnässt ereichten wir um halb vier unser Quartier, wo wir den Abend wie immer verbrachten: Bier, Karten spielen und quatschen.

Das schlechte Wetter hielt natürlich bis zum Folgetag an, so dass wir erst gegen Mittag die Hütte verlassen konnten. Ziel sollte es sein, ein kurzes Wetterfenster zu nutzten und auf direktem Wege die Casatihütte zu erreichen. Gesagt getan. Eine Stunde unschwierig über die Moräne hinauf zum Suldenferner und diesen gut gespurt weiter bis zum Anstieg des Eisseepasses (1:00 h). Mittlerweile im dichten Nebel unterwegs, ging dann sehr steil über Geröll, Eis und Neuschnee anstrengend zum Pass hinauf (15 min). Eigentlich sollte man von dort oben schon Sichtkontakt zur Hütte haben. Pustekuchen. Wir waren froh, eine noch halbwegs brauchbare Spur zu erkennen. Diese war für unseren Weiterweg die einzigste Orientierung. Auch im weiteren Fortkommen wurden wir ständig ausgebremst, denn der Neuschnee ließ uns regelmäßig bis zur Hüfte einsacken. Mühselig kämpften wir uns Meter für Meter vorwärts und kamen trotzdem nicht richtig voran. Die alte Spur wurde durch heftige Schneeverwehungen immer undeutlicher und durch meinen Kopf schoss ein furchtbarer Gedanke: BIWAKIEREN. Als ich schon dabei war, mich nur noch der Nase nach zu orientieren, hörten wir, trotz zügigen Windes, Stimmen. Es gab also doch noch ein paar Idioten, die sich bei solchen Wetter auf Tour machen. Wir sahen bloß Niemanden. Nach einigen Minuten Innehalten erschien dann unter uns ein Schimmer von zwei Engländern, mit denen ich dann sofort Kontakt aufnahm und sie befragte, woher sie kommen. Glücklicherweise von der Casatihütte. Das verstand sogar ich, obwohl ich nicht ausländisch spreche. Bedeutete für uns, dass wir eine neue und frische Spur hatten, die uns dann auch nach wenigen Minuten zur ersehnten Herberge führte (1:50 h). Dort trafen wir dann drei Deutsche vom Vortag wieder, die sich trotz GPS-Gerät mördermäßig verlaufen hatten. Da sieht man mal wieder, dass man mit der Technik auch umgehen können muss.

Die ganze Nacht über pfiff der Wind, angereichert mit viel Wasser in kristalliner Form, an der Hütte vorbei. Wir kamen uns vor, als wenn wir unser Lager nicht in den Bergen, sondern in einer Arktisstation aufgeschlagen hätten. Morgens aufgewacht, mussten wir erst einmal die Eisblumen vom Fenster kratzen. Das Wetter hatte sich glücklicherweise beruhigt, der Nebel aber war immer noch präsent. Unsere geplanten Tagesziele, Monte Cevedale und Zufallspitze, konnten wir natürlich vergessen. Bei diesem Neuschnee hätte ich mir gerne die Tourenskier herbeigewünscht. Aber was soll’s. Kurz vor neun verließen wir die Hütte in Richtung Eisseepass. Durch kurzeitige Nebellockerungen war die Orientierung an diesem Tage erheblich besser. Nur die drei „GPS-Bergsteiger“ schlugen schon wieder den verkehrten Weg ein. Irgendwann sahen sie es dann aber ein und schlossen sich meiner Spur an, die natürlich mit viel Kraftaufwand gelegt werden musste. Nach einer Stunde am Pass angekommen, klarte das Wetter immer mehr auf, so dass wir uns entschlossen, noch einen Gipfel zu besteigen. Unschwierig kann man von dort über den Grat zur Eisseespitze gelangen. Aber auch diese 100 Hm mussten bei diesen Bedingungen erst einmal erklommen werden. Nach 35 Min. standen wir auf dem Gipfel und konnten nun auch ab und zu mal ein paar Blicke auf die entgangenen Gipfel werfen. Am Eisseepass zurück, wartete noch eine kleine Herausforderung auf uns, nämlich der Abstieg vom Pass. Zum einen machte die Steilheit Probleme, was wir aber mit viel Pickeleinsatz und Kraftaufwand meisterten. Schlimmer jedoch waren die Steinlawinen, die es dort regelmäßig auf unsere Abstiegsroute warf. Bedeutete: schnell dort dran vor bei, was aber bei der Rutschgefahr nicht so einfach ging. Aber wir haben es geschafft. Dann weiter gemütlichen Schrittes zur Schaubachhütte, wo wir noch einmal übernachten wollten.

Am nächsten Morgen war nun endlich das erwartete schöne Wetter da. Und so starteten wir um 8:40 Uhr in den Tag. Tagesziel war die Düsseldorfer Hütte. Um dorthin zu gelangen, mussten wir aber erst einmal wieder hinab nach Sulden. Ich zu Fuß (40 min) und Hans mit der Gondel. Im Ort stärkten wir uns reichlich und dann ging’s durch das wunderschöne Zaytal hinauf zur Hütte. Zuerst an einem reißenden Bach steil bergauf bis zur Baumgrenze, wo sich dann der Blick auf die herrlich grünen Almwiesen öffnet. Weiter mäßig steil durch diese, und nach 2:15 Std. erreichten wir um 13:20 Uhr auch schon die Herberge. Die ist natürlich um diese Zeit von Tagestouristen total überlaufen, so dass ich dort mein verdientes Bier erst einmal im Stehen schlürfen musste. Umso später am Nachmittag, lüftet sich aber dann diese Ansammlung und man sitzt mit Gleichgesinnten in gemütlicher Runde und beobachtet den Sonnenuntergang am gegenüberliegenden Ortler.

Der folgende Tag sollte es noch einmal in sich haben. Geplant war die Besteigung des Schafberges, der Kleinen Angelusspitze und der Tschenglser Hochwand, die man über drei verschiedene Wege erreichen kann. Zum einen über den schottrigen Normalweg oder über zwei Klettersteige, den einfacheren Otto-Erich-Steig oder den neu angelegten, schwierigeren durch die Südostflanke. Für letzteres entscheiden wir uns und machten uns um 8:40 Uhr auf den Weg dorthin. Nach nur 1:10 Std. erreichten wir auf einfachem Wege den Einstieg zum Klettersteig, wo wir Gurt und Helm anlegen. Wie es bei Klettersteigen der neueren Art üblich geworden ist, beginnt der Steig mit einer der schwierigsten Stellen, um so die Spreu vom Weizen zu trennen. Obwohl diese Passage es ganz schön in sich hatte, ließen wir uns nicht abschrecken und genossen bei schöner Genusskletterei durch die steile Felswand den weiteren Wegverlauf. Nach gut zwei Stunden stehen wir auf dem Gipfel, der mit seinem 2.500 m Tiefblick ins Vinschgau eine eindrucksvolle Aussicht bietet. Sogar der östlichste Viertausender, der Piz Bernina, zeigt sich mit seinem berühmten Biancograt.

Nach ausgiebiger Gipfelrast machten wir uns wieder in die Spur und stiegen über den Normalweg ca. 500 Hm hinab bis zu einen Abzweig (1:05 h), der uns bis zum Talende und dem Zaygletscher führte. Dort ging es dann mit Steigeisen und Pickel bewaffnet, den Gletscher hinauf zum Zayjoch. Anfangs noch leicht über Blankeis, später dann durch tiefen Neuschnee, der uns des Öfteren einsacken ließ. Mühselig am Joch angekommen (1:10 h), ging es mit leichter und schöner Kletterei zum Schafberg hinauf (15 min). Dort kurz verweilt, wieder hinab zum Joch und von da auf der gegenüberliegenden Seite zur Kleinen Angelusspitze hinauf (35 min). Diese beiden einfachen und lohnenden Gipfel eignen sich besonders für nicht so Konditionsstarke als Tagestour von der Düsseldorfer Hütte aus. Da es schon spät am Nachmittag war, machten wir uns zügigst auf dem Rückweg zur Hütte, wo wir um 18:10 Uhr aufschlugen.

Am letzten Tag stand eigentlich noch eine Tour zur Hohen Angelusspitze und Vertainspitze auf dem Programm, die wir aber leider streichen mussten. Zum einen war mein Begleiter ziemlich geschafft und hätte gern einen Ruhetag eingelegt, für den wir aber keine Zeit hatten. Und zum anderen hatte ich mir durch das kalte Wetter der Vortage eine heftige Erkältung eingefangen, die ich nicht noch weiter ausreizen wollte. Und so entschlossen wir uns ins Tal abzusteigen (1:20 h) und einen Tag früher als geplant in die Heimat zu reisen. Schade, aber die ausgefallenen Gipfelziele bleiben weiter auf meinem Programm.

Nachtrag
Da ich mir durch eine Erkältung noch lange nicht meine Gipfelziele vermiesen lasse, machte ich mich fünf Wochen später schon wieder auf den Weg in die Ortleralpen. Ziel war es, zumindest die letzten beiden ausgefallenen Gipfel nachzuholen. Den Anstieg von Sulden zur Düsseldorfer Hütte meisterte ich diesmal in sportlichen 75 Minuten.

Da der Wetterbericht für den Nachmittag des Folgetages Gewitter voraus gesagt hatte, machte ich mich am nächsten Morgen schon um 6:40 Uhr auf Tour. Zuerst war die Hohe Angelusspitze dran, für die es zwei Aufstiegsrouten gibt. Ich entschied mich für die Reinstadler Route (NW-Grat), die in leichter und sehr schöner Kletterei gletscherfrei auf den Gipfel führt (2:10 h). Als erster an diesem Tag dort oben, genoss ich einen fast wolkenfreien Blick auf die umliegende Bergwelt. Nach einer halben Stunde Rast ging es weiter zum zweiten Tagesziel, der Vertainspitze. Dafür muss man erst einmal zur Angelusscharte (40 min) hinab klettern und weiter zum Laaserferner absteigen. Diesen dann unschwierig zum Rosimjoch (35 min) queren und dann direkt auf dem NW-Grat zum Gipfel (40 min). Für den Rückweg zum Joch wählte ich den einfacheren NO-Grat (30 min), der zwar länger ist aber schonender für die Knochen. Dann wieder über den Laaserferner zurück zur Angelusscharte (40 min) und über diese sollte dann eigentlich einfach zur Düsseldorfer Hütte abgestiegen werden. Denkste! Lose Geröllmassen, Schlamm und steile Firnfelder machten mir den Abstieg dort zur Hölle. Ein weiteres Problem war die Wegfindung in dieser unmarkierten Route. Und so benötigte ich ganze 2:15 Std. hinab zur Hütte, die ich dann um 15:00 Uhr erreichte. Egal, bis auf den Abstieg ging ein erfolgreicher Tag zu Ende, der mir die bis dahin beiden höchsten Gipfel in diesem Jahr bescherte.

Fazit
Eine Hochtour, wobei uns die eigentlichen hohen Gipfel leider verwehrt blieben.
Gipfel Bewertung
Hintere Schöntaufspitze: leicht / Madritschspitze: nix für ungeübte
Eisseepass: bei diesen Bedingungen heikel / Eisseespitze: leicht
Tschenglser Hochwand: anspruchsvoller Klettersteig
Schafberg: schöne Kletterei / Kleine Angelusspitze: leicht
Hoher Angelus + Vertainspitze: leicht, aber Kondition erforderlich
Hütten Information
Schaubachhütte
AV-Hütte; Bett + HP + Dusche 37,- €; Bier 8,25 €/L; recht gemütlich
Casatihütte
AV-Hütte; Bett + HP 41,50 €; Bier 7,58 €/L; Dusche 6,- €; wie eine alte Kaserne
Düsseldorfer Hütte
AV-Hütte; Bett 8,50 €; Bier 8,- €/L; Warmwasser; super gelegen mit herrlichem Blick zum Ortler